Wenn der Safari-Urlaub kommunikativ den Sand im Büro aufwirbelt

kommunikativ im Büro
Lesedauer: 3 Minuten

Ruck-zuck ist die Urlaubszeit vorbei und die Menschen kehren an ihren Arbeitsplatz zurück. An den Treff- und Diskussionspunkten – Kaffee-Maschine in der Flurküche oder Raucher-Nische vor dem Firmengebäude zwischen Haupteingang und Besucherparkplatz – werden sie jetzt kommunikativ aufgetischt: die ganz besonderen und noch spezielleren Urlaubserlebnisse. Wehe dem, der nicht mindestens einmal dem Tod ins Auge geblickt hat!

Ohne Präsenz kein echter Dialog

Dialoge entstehen im Alltag durch Impulse – von innen und von außen. Zufällig schnappen wir ein Wort auf, hören im Gespräch den nächsten Satz unseres Gegenübers, nehmen mit unseren Sinnen eine Veränderung im Umfeld war. Je nach Situation reagiert jeder Mensch anders, eines allerdings bleibt meistens gleich: Ein wirklicher und echter Dialog findet nur selten statt. Weil die Präsenz fehlt, sich gedanklich voll und ganz auf den anderen einzulassen. Ohne Präsenz allerdings kein Dialog! Was folgt ist ein Doppelmonolog. Kommunikativ nichts Tiefgreifendes, aber eben Alltag. Und funktioniert soweit auch für viele, weil unsere Aufmerksamkeitsspanne immer mehr schwindet, die Impulse ja doch irgendwie aufgenommen werden, und man ja sowieso eher die eigene Geschichte loswerden will. Beispielsweise die von der unglaublich wilden Safari…

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub

Eine Safari ist in der Regel für die meisten Menschen ein ziemlich einmaliges Ereignis. Insbesondere diejenigen, die das erste Mal dabei sind, erleben die Ausflüge, so organisiert und inszeniert sie vielleicht auch sind, doch sehr eindrücklich. Vieles, was man aus Filmen oder von Bildern kennt, erlebt man jetzt plötzlich live. Es keimt ein Gefühl von «WOW» auf, wenn sich ein Leopard dem Jeep nähert, das dann aber schnell purer Angst weichen kann, wenn er zu lange das Camp beäugt. Emotionen pur! Das Spannende an Gruppen-Safaris ist, dass alle, die schon einmal etwas Ähnliches gemacht haben, mitreden können. Da erzählt natürlich jeder, wie es ihm ergangen ist. Die eigene Geschichte hat Vorrang: Da kam der Löwe immer noch etwas näher an das Fahrzeug als bei der anderen Gruppe. Die Eingeborenen schauten noch bedrohlicher als bei denjenigen, die eben von ihren Erlebnissen berichtet haben. Nach einer Erzählung folgt oft ein „Ach ja, das klingt ja sehr spannend, aber weißt du, bei uns, da war das noch …“ und dann kommt ein noch schwereres Unwetter, noch tieferer Schlamm, ein noch größerer Elefant.

Noch keine Safari erlebt? Dann unbedingt buchen! Sonst müssen wir uns auch im nächsten Jahr bestenfalls in die Warteschleife der besten Kantinen-Pausen-Gespräche zwischen Ende August und Mitte Oktober einreihen, bevor wir allenfalls mit einer waghalsigen Skitour auftrumpfen können.

Die eigene Story zählt

Die Moral von der Geschichte: Im Grund geht es nur darum, die eigene Story loszuwerden. Das Interesse am anderen lässt meist zu wünschen übrig! Und wem die Safari-Geschichte dann doch zu exotisch war, wie wäre es mit dem etwas alltäglicheren, klassischen Familienurlaub?

Mitarbeiter 1: „Hallo – wie war dein Urlaub?“

Mitarbeiter 2: „Super!“

Mitarbeiter 1: „Freut mich, unser Urlaub war auch klasse!“

Mitarbeiter 2: „Ich sag dir, der Kellner im Hotel konnte kaum arabisch, aber dafür umso besser Deutsch. Und die Kinder sind ja allmählich selber unterwegs und man ist schon froh, wenn man sie abends beim Buffet wiedersieht. So ändern sich die Zeiten“.

Mitarbeiter 1: „Ja, das ist so. Bei uns war das Essen wirklich gut, die Bedienung freundlich, aber die Zimmernachbarn etwas laut. Die Heimfahrt ging flott und die Wäsche ist bereits wieder gemacht.“

Mitarbeiter 2: „Wir hatten wirklich einen tollen Service an Bord.“

Mitarbeiter 1: „Ja, letztes Jahr sind wir mit Air Singapur geflogen, war noch besser als ihr Ruf.“

Mitarbeiter 2: „Allerdings war das Bodenpersonal dann wirklich schlaff, bis die das richtige Gepäck hatten.“

Mitarbeiter 1: „Ja, das war bei uns genau so, denn obwohl es unserem kleinen Fabian so schlecht vom Fliegen war letztes Jahr, hat sich niemand um ihn gekümmert.“

Zum Glück kommt auch der Chef irgendwann aus dem Urlaub zurück und wirbelt mit würzigen Ansprachen zum letzten Quartal des Jahres noch einmal mächtig Safari-Sand auf. So haben wenigstens alle ein verbindendes Thema, bei dem man einander wieder zuhört. Obwohl … auch bei Geschäftsthemen gibt es sicher jemanden, der ausgiebig davon berichten kann, dass sie noch mehr leisten muss … er noch schlimmere Kunden hat … und überhaupt, der Chef/Kollege/Mitarbeiter noch netter ist 😊

Über den Autor:

stefan-haeseliStefan Häseli regt als internationaler Speaker dazu an, wirkungsvolle Kommunikation im Alltag mit Spaß zu erleben. Der 5-Sterne-Redner ist Autor zahlreicher Bücher und bekannt als Ratgeber in Radio- und TV-Sendungen. Für die Medien analysiert er regelmäßig aktuelle Ereignisse als ‚kommunikativer Beobachter’.

 
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