
In unserer sich schnell verändernden Welt brauchen wir zunehmend die Kompetenz, uns selbst zu coachen, um unser Leben zu meistern. Diese können wir entwickeln.
In der modernen Welt werden wir immer häufiger mit Situationen konfrontiert, in denen wir Entscheidungen treffen und die Weichen für unser Leben neu stellen müssen. So hat sich zum Beispiel in den letzten zwei Jahren die Arbeitssituation vieler Menschen durch Ereignisse wie die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine massiv verändert. Sie stehen dann vor der Entscheidung: „Liebe es“, „verändere es“ oder „lasse es“. Oder: Finde ich mich damit ab, ändere ich es oder suche ich mir etwas Neues?
Wir müssen die Weichen teilweise neu stellen
Ähnlich verhält es sich im privaten Bereich. Auch hier führen solche Ereignisse und ihre Folgen wie beispielsweise der massive Preisanstieg oft dazu, dass wir unser Lebenskonzept überdenken und grundlegende Entscheidungen neu treffen müssen. So zum Beispiel:
- Was wichtig ist mir (finanzielle) Sicherheit?
- Was bedeutet für mich Partnerschaft?
- Wie viel Zeit möchte ich für mich, meine Hobbys haben?
Hinzu kommen all die scheinbar kleinen Entscheidungen im Alltag, die jedoch unser Leben prägen – wie zum Beispiel:
- Wie ernähre ich mich?
- Zu welchem Verzicht bin ich aufgrund des Klimawandels bereit?
- Wie stark lasse ich mich von den Social Media „fremd-bestimmen“?
- Welche Bedeutung messe ich der Gesundheitsvorsorge bei?
Wir haben oft die Qual der Wahl
In solche Entscheidungssituationen kommen wir auch deshalb immer häufiger, weil die meisten Menschen heute mehr Wahlmöglichkeiten haben als früher. Noch vor zwei oder drei Generationen war das menschliche Leben weitgehend vorbestimmt. Heute dagegen müssen wir unseren Platz im Leben selbst finden und immer wieder neu bestimmen – auch weil sich die Rahmenbedingungen rasant ändern. Wie und wo wir einkaufen, wie und womit wir uns amüsieren, wie wir unsere Partner finden, wie wir miteinander kommunizieren, all das ist heute im Fluss. Deshalb müssen wir uns immer wieder neu entscheiden, wie wir leben wollen.
Hier kommt unsere Kompetenz im Selbstcoaching ins Spiel. Heute gibt es zwar für fast jedes Problem Coaches und Berater. Aber wenn wir für jede Entscheidung einen Coach konsultieren würden, säßen wir – überspitzt formuliert – sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag auf der Couch. Deshalb braucht heute jeder die Kompetenz, selbst Antworten zu finden auf Fragen wie:
- Was sind meine Lebensziele?
- Was ist mir wichtig? Und:
- Wie sollte ich mich deshalb entscheiden und handeln?
Nicht jede Krise ist eine existenzielle
Das ist oft anstrengend. Dennoch sollten wir uns über unsere Wahlmöglichkeiten freuen, denn sie bedeuten ein großes Stück Freiheit. Damit einher geht aber auch eine größere Eigenverantwortung, unser Leben bewusst zu gestalten. Dabei hilft uns die Kompetenz, uns selbst zu coachen – also die Fähigkeit, im Dialog mit uns selbst in der jeweils aktuellen Situation eine Antwort auf die Frage zu finden: Was ist richtig für mich? Dies beugt auch der Gefahr vor, in eine existenzielle Lebenskrise zu geraten.
In jedem Leben gibt es Situationen, in denen wir uns nicht wohl in unserer Haut fühlen – zum Beispiel aufgrund gravierender Veränderungen in unserem Umfeld. Das ist normal! In solchen Situationen, die wir oft als Krise empfinden, ist vor allem unsere Selbstcoaching-Kompetenz gefragt, denn: Diese können wir in der Regel alleine oder mit selbst organisierter Unterstützung meistern.
Anders verhält es sich bei echten Lebenskrisen, bei denen wir das Gefühl haben, dauerhaft aus dem seelischen Gleichgewicht zu geraten – zum Beispiel, weil unsere bisherigen Problemlösungstechniken versagen. Hier ist in der Regel professionelle Hilfe durch einen Coach oder Therapeuten gefragt.
Wir haben im Leben schon viel gemeistert
Doch wie sollten wir beim Selbstcoaching vorgehen? Hilfreich ist es, sich zunächst bewusst zu machen, wie viel wir im Leben schon gemeistert haben. Das ist stets mehr als gedacht: zum Beispiel die Schule/das Studium, eine gescheiterte Beziehung, die Jobsuche, den Wohnortwechsel und…. Das reduziert oft schon das Gefühl der Ohnmacht und verhindert, dass wir in Panik geraten.
Danach sollten wir in Ruhe überlegen, in welchem Bereich unseres Lebens wir vorrangig eine Veränderung vornehmen möchten und anschließend konkrete Ziele formulieren – wie: „Ich will mich beruflich verändern“ oder „…einen Lebenspartner finden“ oder „… mehr für meine Gesundheit tun“. Danach sollten wir analysieren, was nötig ist, um diese Ziele zu erreichen; außerdem, welche Ressourcen uns hierfür zur Verfügung stehen: zum Beispiel ein großes Durchhaltevermögen. Oder viel freie Zeit. Oder ausreichend Geld auf der Bank.
Danach gilt es, einen Aktionsplan zu entwerfen – mit Teilzielen. Bei alledem sollten wir uns jedoch auch bewusst sein, was wir für das Erreichen des großen Ziels aufgeben. Denn hierfür zahlen wir stets einen Preis – und sei es nur, dass wir nicht mehr jeden Abend schlaff auf dem Sofa liegen.
Auch auf das Bauchgefühl vertrauen
Ob die gefundene Lösung die richtige ist, sagt gesunden Menschen meist ihr Bauchgefühl: Die Lösung muss sich zum jetzigen Zeitpunkt richtig anfühlen. Denn nur dann können wir die nötige Energie entfalten, um die damit verbundenen Ziele zu erreichen. Und wenn sich die Lösung einige Monate später falsch anfühlt? Dann müssen wir uns eben neu entscheiden – insbesondere wenn sich die Rahmenbedingungen erneut geändert haben. Also beginnt das Spiel aufs Neue. Ein entscheidender Unterschied ist jedoch: Wir haben zwischenzeitlich unsere Fähigkeit, uns selbst zu coachen, trainiert. Also können wir die neuen Herausforderungen beherzter angehen.
Buchtipp: „Lösungsorientiertes Selbstcoaching: Ihren Zielen näherkommen – Schritt für Schritt“.
Autorin: Sabine Prohaska