Im Zuge der Bankenkrise von 2008 wurde den Verantwortlichen klar, dass die globale Finanzwelt neu geordnet und besser kontrolliert werden muss. Zu undurchsichtig waren die Verflechtungen geworden und die Banken und Finanzinstitute verloren den Durchblick. Mit der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers implodierte das internationale Finanzsystem, mit der Folge, dass unzählige Firmen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten. Hunderttausende von Arbeitnehmern rund um den Globus standen auf der Straße.
Daraufhin wurde das LEI-System eingeführt – LEI steht für Legal Entity Identifier. Jedes Unternehmen, das auf dem Finanzmarkt tätig ist, erhält eine Nummer, den sogenannten LEI-Code. Damit lässt sich jeder professionelle Akteur im Wertpapierhandel eindeutig identifizieren. Das Ziel dabei ist eine verbesserte Transparenz des Wertpapierhandels, damit sich das Desaster von 2008 nicht wiederholt.
Wie ist das LEI-System aufgebaut?
Im Jahre 2011 rief die Gruppe der G20 das Financial Stability Board (FSB) an, ein globales System aufzubauen, mit dem sich internationale Finanztransaktionen besser überwachen lassen. Daraufhin wurde 2014 die GLEIF (Global Legal Entity Identifier Foundation) mit Sitz in Basel ins Leben gerufen. Die gemeinnützige Organisation wurde geschaffen, um die Installation und die Anwendung von LEI zu betreuen.
Überwacht wird GLEIF vom LEI Regulatory Oversight Committee (ROC), welches sich aus Vertretern von Behörden rund um den Globus zusammensetzt. An der Basis wurden regionale Vergabestellen eingerichtet. Darunter werden sogenannte Local Operating Units (LOU) verstanden, bei denen die Unternehmen die LEI-Nummer beantragen können.
Warum wird die LEI-Nummer vergeben?
Das LEI-System entstand als eine Antwort auf die Finanzkrise. Es zielt darauf ab, die Datensysteme in der Finanzbranche zu entflechten. Noch werden in den verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Märkten Unternehmen der Finanzbranche nach verschiedenen Standards identifiziert und überwacht.
Das Ziel von GLEIF ist es, diese Kontrollmechanismen zu vereinfachen und zu vereinheitlichen. Bisher sind es vornehmlich die Märkte Nordamerikas und der EU (Europäische Union), die nach dem globalen LEI-System arbeiten. Doch die australischen und indischen Behörden haben schon Interesse bekundet, die Systematik selbst einzuführen.
Wer benötigt einen LEI-Code?
Der LEI-Code wird von Fondsgesellschaften, Banken und sonstigen auf den Finanzmärkten professionell agierenden Akteuren benötigt. Zudem betrifft er alle juristischen Personen, die Wertpapiere kaufen und verkaufen. Dabei ist es unerheblich, ob der Handel mit Finanzprodukten zum Kerngeschäft gehört oder nicht.
Das bedeutet, dass auch Vereine, Stiftungen und Unternehmen einen LEI-Code beantragen müssen, sofern ein Teil des Kapitals in Aktien, Fonds oder sonstigen Wertpapieren steckt. Seit 2019 werden zudem Einzelunternehmen und Freiberufler dazu angehalten, eine LEI-Nummer zu erwerben, sofern sie ein angemeldetes Geschäft betreiben. Das betrifft unter anderem Rechtsanwälte und Steuerberater.
Was ist der LEI-Code?
Der LEI-Code ist eine 20-stellige alphanumerische Zahlenfolge, die für jeden Antragsteller im Unikat ausgestellt wird. Dabei geben die ersten 4 Ziffern Auskunft über die bearbeitende Vergabestelle. Die beiden folgenden Ziffern bleiben derzeit frei und werden als Platzhalter angesehen. Die darauffolgenden 12 Ziffern dienen als Identifikator der betreffenden juristischen Person. Die letzten beiden Zahlen werden als Prüf-ID verwendet.
Ist der LEI-Code verpflichtend?
Der LEI-Code ist seit Anfang 2018 für alle genannten juristischen Personen verpflichtend. Wer Wertpapiere nur kaufen und ins Depot legen möchte, benötigt keine LEI-Nummer. Es ist aber ratsam, auch dann eine solche zu erwerben.
Wenn die Wertpapiere später verkauft werden sollen, kann es sonst zu einer üblen Überraschung kommen. Die Geldhäuser und Finanzinstitute sind nämlich angewiesen, Finanztransaktionen mit Teilnehmern ohne LEI-Code zu blockieren.
Kann eine Privatperson den LEI-Code beantragen?
Privatpersonen haben nicht das Recht, eine LEI-Nummer zu erwerben. Firmenbereiche oder Niederlassungen, die nicht als juristische Personen gelten, benutzen den Code, der der Muttergesellschaft ausgestellt wurde.
Wie erwirbt man eine LEI-Nummer?
Der Erwerb einer LEI-Nummer gestaltet sich einfach. Die verantwortlichen Stellen, also eine LOU, eine LEI-Registrierstelle oder ein spezialisierter Dienstleister, bieten auf ihrer Website ein Registrierungsformular an, welches von der verantwortlichen juristischen Person auszufüllen ist. Für den Antragsteller ist die Angelegenheit damit erledigt. Der Antrag muss jährlich neu gestellt werden.
Was kostet der LEI-Code?
Die Beantragung einer LEI-Nummer ist abhängig von der Pauschale des jeweiligen Anbieters. Die einmalige Ausführung kostet etwa 65 Euro. Es ist möglich, ein 5-Jahres-Paket zu buchen. Dann verringert sich der Gebührensatz auf etwa 50 Euro jährlich.
Autor: Redaktion