Gestresster Magen, nervöser Darm …

Gestresster Magen, nervöser Darm
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Der Magen ist eines unserer hypersensibelsten Organe. Über den Magen nehmen wir alles auf, physisch wie psychisch, und verarbeiten alles. Nirgendwo zeigen wir eine solche Empfindlichkeit wie am Magen. Auch die Bauchspeicheldrüse bringt Stress in Bedrängnis. Schließlich der Darm, der uns über die Zeichen der Verdauung – sozusagen dem Endprodukt – zeigt, ob alles rund läuft, und ob unsere Ernährung unseren Körper wirklich erhalten, nähren und bei Bedarf heilen kann. Oder ob all diese Wirkzusammenhänge uns krank machen.

Der Magen ist verantwortlich für das Empfangen der bereits im Mund durch das Zerkauen und die enzymatische Aufspaltung des Mundspeichels vorbereiteten Nahrung. Die Aktivität des Magens ist es, welche die Verdauung erst richtig in Gang kommen lässt, mit der Magensäure die langen Kohlehydrat- und Eiweißketten aufspaltet, den Speisebrei abtastet und für die richtige Zusammensetzung der Verdauungssäfte von Bauchspeicheldrüse, Galle und Dünndarm sorgt.

Der Darm: großer Ernährer und größtes Störfeld

Wenn man Gesprächen über Gesundheit und Krankheit zuhört, scheint eine Hauptsorge vieler Menschen ihre Verdauung zu sein – womit sie meistens den „Stuhlgang“ meinen. Einmal täglich, zweimal täglich, womöglich öfter? Nur alle zwei Tage oder noch seltener? Durchfall oder Verstopfung, Völlegefühl oder Blähungen, Fäulnis oder Gärung? Viel scheint sich um den Darm zu drehen, der nicht nur zentral im Körper liegt, sondern auch zentral im Bewusstsein der meisten Patienten. Und das ist richtig so! Denn der Darm nimmt im Gesundheits- und Krankheitsgeschehen eine zentrale Position ein. Nicht zu Unrecht fragt der Therapeut zumeist auch nach „der Verdauung“ oder „dem Stuhlgang“.

Fakt ist: Der Darm ist der große Ernährer des Körpers, aber er kann auch sein größtes Störfeld sein. Er verarbeitet Lebensmittel zu Bau- und Betriebsstoffen, von denen der Körper lebt, aber er kann auch den Körper mit Fäulnis- und Gärungsstoffen allmählich vergiften. Er schützt mit einem intakten Immunsystem den Körper vor Viren, Bakterien und Pilzen, aber er kann auch bei geschädigter Darmwand und blockierter Toxinausscheidungsfunktion zur Eintrittspforte von Giftstoffen ins Blut werden. Er beugt Allergien und Entzündungen vor, aber er kann sie auch fördern. Er ist sozusagen der Herrscher über Gesundheit und Krankheit.

Die Verdauung erfolgt überwiegend im Dünndarm. Hier findet auch die Resorption statt, also die Übernahme verwertbarer Nahrungsbestandteile aus dem Dünndarm ins Körperinnere. Die Zersetzung der restlichen, zumeist für den Körper unverwertbaren Nahrungsbestandteile geschieht im Dickdarm. Hier zersetzen hilfreiche Bakterien den Speisebrei und bereiten seine Ausscheidung vor. Nicht zu vergessen: Der Darm ist unser größtes Entgiftungsorgan!

Eine der bedeutendsten Erkenntnisse über den Darm ist die Tatsache, dass er das größte Abwehrorgan des Menschen ist – durch die Stimulation des darmassoziierten Immunsystems. Viele der gerade genannten Funktionen sind allerdings häufig gestört. Das fängt an bei der Verdauungsstörung der Speise im Mund (durch ungenügendes Kauen und mangelhafte Speichelbildung) und im Dünndarm (durch Enzymmangel oder entzündliche Dünndarmirritationen und dadurch bedingte Milieustörungen), setzt sich fort in pathologischer fäulnisbildender oder gärender Zersetzung des Speisebreis im Dickdarm und endet mit der Aufnahme von Stoffwechselgiften durch die Darmschleimhaut in die Lymphe und ins Blut. Die Folgen sind äußerst vielfältig. Sie gehen vom harmlosen Völlegefühl, unerklärbaren Allergien bis hin zu unheilbar geltenden Erkrankungen wie Dickdarmgeschwüren und Entzündungen (Colitis ulcerosa).

Achtung! Gestaute Blähungen

Viele Menschen kennen das: Der Bauch ist wie aufgedunsen, aber die „Winde wollen nicht abgehen“. Sie können sich dann am höchsten Punkt des Dickdarms, nämlich der linken oberen Dickdarmkurve ansammeln und solche Ausmaße annehmen, dass sie das Zwerchfell hochdrücken und dadurch das Herz abknicken. Folge davon ist eine akute Verschlechterung der Durchblutung der Herzmuskulatur, die mit Herzbeschwerden einhergeht (Roemheld-Syndrom).

Der Dünndarm ist häufig der Ort, an dem sich Keime festsetzen und alte Infektionen unterschwellig wie in einem Reservoir gelagert werden, das dann, bei Schwäche des Systems, besonders des Immunsystems, alte Infektionen hervorholen kann. Unsere Großmütter wussten von der Bedeutung des Einlaufs – gerade bei akuten Infektionen. Die Entleerung des Dickdarms mobilisiert dann die Keime aus dem Dünndarm.

Die Rolle des Dünndarms

In der Sommerzeit kommt es gerade durch Störungen des Dünndarm-Meridians häufig zu klassischen Sommerdurchfällen, auch im Zusammenhang mit der typischen Darmunruhe bei einem ausgiebigen Sonnenbad. Der Dünndarm ist ein wichtiges Mitglied der Viererkonstellation Magen, Dünndarm, Bauchspeicheldrüse und Gallenblase. Der Magen nimmt die Nahrungsmittel auf, muss sie aber dann in den Dünndarm weiterleiten. Bei einer Schwäche des Dünndarms kommt es im Magen zum Stau der Nahrungsmittel, was zu Magenbeschwerden führt, die aber im Grunde genommen auf der Dünndarmschwäche beruhen.

Die Dünndarmfunktion wird von den Säften der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse unterstützt und ist somit von ihnen abhängig. Andererseits kann die Schwäche des Dünndarms den Fluss der Verdauungssäfte hemmen und somit zu Stauungen und Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse und der Galle führen.

Magen und Bauchspeicheldrüse – klassische Stressorgane

Der Magen produziert Magensäure. Dabei werden die in großer Zahl anfallenden Basenstoffe an die Bauchspeicheldrüse weitergegeben. Diese bringt das Säure-Basen-Gleichgewicht, insbesondere des Blutes, hervor. Eine übermäßige Reizung oder Lähmung des Magens, vor allem aber auch die medikamentöse Hemmung der Salzsäureproduktion bei Magenübersäuerung, stören dieses empfindliche Regulationssystem. All das führt dazu, dass weniger Basenstoffe gebildet werden, die dann der Bauchspeicheldrüse empfindlich fehlen. So kann es zu Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichtes kommen, die sich auf den ganzen Körper auswirken.

Die Bauchspeicheldrüse ist neben dem Magen unser klassisches Stressorgan – mit dem Unterschied, dass der Magen alles akut auslebt, wohingegen die Bauchspeicheldrüse ein stummes Organ ist, aber gleichzeitig Entgleisungen langfristig sehr übelnimmt.

Gerade die Bauchspeicheldrüsenentzündung bereitet oft große Probleme in der Therapie. Die Bauchspeicheldrüse ist der Sitz aller Stoffwechselarten, und alle Stoffwechselstrukturen des Körpers sind von ihr abhängig. Eine echte Bauchspeicheldrüsenentzündung scheint nie wirklich auszuheilen. Es ist der übermäßige, nicht abgebaute Stress, der die Bauchspeicheldrüse in Disharmonie bringt.

Die Vielzahl von Darmstörungen und darmstörungsbedingten Erkrankungen ist – ebenso wie deren Ursachen – nicht immer offensichtlich, sondern muss in der therapeutischen Praxis oft erst in detektivischer Arbeit herausgefunden werden. Das Wichtigste für die anschließende Therapie ist jedoch, welche Faktoren diese Störungen verursacht haben. Zum Glück gibt es viele gute naturheilkundliche Therapeuten, die durch ganzheitliche Diagnose- und Therapiemöglichkeiten Patienten die Chance auf größtmöglichen Heilungserfolg eröffnen. Letztendlich geht es immer um eines: natürlich gesund zu werden und gesund zu bleiben.

Über den Autor:

Martin KeymerMartin Keymer ist international anerkannter Fachdozent, Therapeut, Praktiker und unermüdlicher Forscher rund um das naturheilkundliche Paradigma Körper, Geist und Seele. Seine tiefen Einblicke in das Regulationssystem des Fließgleichgewichtes Mensch und die vier Ebenen des Lebens: mental/spirituell/psychisch, bio-energetisch, bio-physikalisch und bio-chemisch, gibt er seit 40 Jahren im Seminarstudium an Therapeuten weiter. Das von ihm gegründete l.M.U. College fokussiert dieses Wissen als internationale und unabhängige Forschungs- und Bildungseinrichtung.

 
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