ETF-Strategien für Einsteiger bis Profis – Beispielportfolios zur Orientierung

Serie - Geld verdienen an der Börse
Lesedauer: 3 Minuten

ETFs ermöglichen es Privatanlegern, kostengünstig und breit diversifiziert zu investieren. Doch gerade Einsteiger stehen häufig vor der Frage: Wie setzt man aus ETFs überhaupt ein sinnvoll strukturiertes Portfolio zusammen?

Dieser Artikel zeigt exemplarische Portfolio-Modelle für unterschiedliche Erfahrungsstufen – von sehr einfachen, robusten Einsteigerstrategien bis hin zu komplexen, professionellen Portfolios. Dabei geht es nicht um konkrete Fonds, sondern um Grundprinzipien, Bausteine und strategische Gewichtungen.

  1. Grundlagen jeder Portfolio-Strategie

Bevor Portfoliobeispiele sinnvoll sind, müssen drei fundamentale Parameter geklärt sein:

1.1 Risikoprofil

  • konservativ: Sicherheit steht im Vordergrund, geringe Schwankungen
  • ausgewogen: Mischung aus Stabilität und Wachstum
  • offensiv: maximale langfristige Rendite, hohe Schwankungsbereitschaft

1.2 Anlagehorizont

  • kurzfristig (0–5 Jahre): nur begrenzt Aktien
  • mittelfristig (5–10 Jahre): größere Aktienanteile möglich
  • langfristig (10+ Jahre): Schwerpunkt auf Wachstumsanlagen

1.3 Diversifikation

  • globale Aktien
  • Industrieländer & Schwellenländer
  • verschiedene Unternehmensgrößen (Large-, Mid-, Small-Caps)
  • Anleihen verschiedener Bonitäten
  • Immobilienteile (über börsengehandelte Immobilienfonds)

Mit diesen Grundlagen im Blick folgt nun ein abgestufter Überblick über geeignete ETF-Strategien.

  1. Einsteigerportfolios – einfach, robust, fehlerarm

Diese Portfolios sind ideal für Anleger mit wenig Zeit, geringem Vorwissen oder dem Wunsch nach maximaler Einfachheit. Sie setzen auf breit gestreute Weltportfolios, die wenig Optimierung erfordern.

2.1 Das Ein-Fonds-Weltportfolio (Super-Simpel-Strategie)

Beschreibung

Ein global diversifizierter Aktien-ETF, der Unternehmen weltweit umfasst, ist für viele Anleger bereits ausreichend. Die gesamte Weltwirtschaft in einem einzigen Fonds – einfacher geht es nicht.

Risikoprofil

  • offensiv
  • geeignet für 10+ Jahre Anlagehorizont

Vorteile

  • maximale Einfachheit
  • sehr breite Risikostreuung
  • geringe Kosten
  • kaum Pflege nötig

Risiken

  • 100 % Aktien: kurzfristige Schwankungen möglich
  • keine defensive Komponente (keine Anleihen)

Für wen?

Anleger, die langfristig investieren und die Schwankungen aushalten können.

2.2 Einfaches 70/30-Portfolio (Basisstrategie für Einsteiger)

Beschreibung

Kombination aus:

  • 70 % globale Aktien
  • 30 % Staats- und Unternehmensanleihen aus stabilen Ländern

Risikoprofil

  • ausgewogen
  • geeignet für 8–15 Jahre Horizonte

Vorteile

  • glattere Wertentwicklung als reines Aktienportfolio
  • ideal für Anleger mit mittlerer Risikotoleranz
  • einfache Umsetzung in 2 ETFs

Risiken

  • immer noch deutliche Aktienvolatilität
  • Anleihen bieten in Niedrigzinsumgebungen geringere Renditen

Für wen?

Breite Zielgruppe – idealer „Standardansatz“ für viele Privatanleger.

  1. Fortgeschrittenen-Portfolios – mehr Feinschliff, mehr Steuerbarkeit

Die nächste Stufe erlaubt feinere Justierungen und eine gezieltere Risikoverteilung. Diese Modelle bestehen meist aus 3–5 Komponenten.

3.1 Weltportfolio mit Schwellenländer-Beimischung

Struktur

  • 60–75 % Industrieländer-Aktienindex
  • 10–20 % Schwellenländer-Aktienindex
  • 10–30 % Anleihenindex

Chancen

  • höhere Renditepotenziale durch Wachstumsmärkte
  • breitere geografische Diversifikation

Risiken

  • Schwellenländer unterliegen stärkeren Schwankungen
  • politische Risiken und Währungsrisiken

Für wen?

Anleger, die mit etwas mehr Volatilität leben können und langfristig höhere Renditen anstreben.

3.2 Small-Cap-Ergänzungsportfolio

Struktur

  • Breiter Welt-Aktienfonds als Kern (z. B. 70–80 %)
  • Ergänzung durch Small-Cap-Indizes (10–20 %)
  • 10–20 % Anleihen als Stabilisierung

Chancen

  • historisch überdurchschnittliche Renditen kleiner Unternehmen
  • zusätzliche Diversifikation

Risiken

  • stärkere Kursausschläge
  • Small Caps fallen in Krisen oft stärker

Für wen?

Fortgeschrittene Anleger, die den Fokus auf langfristiges Wachstum legen.

3.3 Immobilienbeimischung (börsennotiert)

Struktur

  • 60–75 % globale Aktien
  • 10–20 % Immobilienaktien / REIT-Indizes
  • 10–25 % Anleihen

Chancen

  • stabilisierende Wirkung durch Immobiliencharakter
  • hohe Ausschüttungsquoten (bei entsprechenden Fondsarten)

Risiken

  • zinssensitiv
  • Immobiliensektor kann zyklisch schwanken

Für wen?

Anleger, die zusätzliches Ertragspotenzial über Immobilien wollen, ohne selbst Immobilien zu kaufen.

  1. Profi-Portfolios – maximale Diversifikation und strategische Steuerung

Profiportfolios sind komplexer, nutzen mehrere Bausteine und erlauben gezielte Faktorinvestments. Sie eignen sich für Anleger, die die Finanzmärkte verstehen und bewusst steuern möchten.

4.1 Globales Multi-Asset-Portfolio

Struktur (exemplarisch)

  • 40–60 % globale Aktien
  • 20–40 % globale Anleihen
  • 5–15 % Immobilienaktien
  • 5–10 % Rohstoff- oder Inflationsschutz-Indizes

Chancen

  • extrem breite Streuung
  • risikoärmer als reine Aktienportfolios
  • robust gegen unterschiedliche Wirtschaftslagen

Risiken

  • komplex in der Umsetzung
  • regelmäßige Rebalancings erforderlich

Für wen?

Erfahrene Anleger, die Stabilität und Breite priorisieren.

4.2 Faktor-Portfolio (Smart Beta)

Faktoren-Beispiele (keine Produkte):

  • Value
  • Quality
  • Momentum
  • Low Volatility
  • Size (Small Caps)

Struktur-Beispiel

  • 40–60 % globale Standardaktien
  • 20–40 % Faktor-ETFs
  • 10–20 % defensive Anleihen

Chancen

  • langfristig höhere Renditen durch Faktorprämien
  • Risikodiversifikation jenseits klassischer Länder/Branchen

Risiken

  • Faktorzyklen: Phasen von Underperformance können lange dauern
  • höhere Komplexität

Für wen?

Investoren mit tiefem Marktverständnis und langer Haltedauer.

4.3 Satelliten-Kern-Portfolio („Core-Satellite“)

Eine häufig genutzte Profi-Strategie.

Struktur

  • Core (Kern): 60–80 % breit gestreuter Weltaktienindex
  • Satellite (Ergänzungen): 20–40 % gezielte Themen oder Regionen, z. B.:
    • Emerging Markets
    • Small Caps
    • spezielle Branchenindizes
    • Rohstoffanteile
    • Immobilien

Chancen

  • solider Grundstock plus gezielte Renditetreiber
  • flexibel an persönliche Interessen anpassbar

Risiken

  • Satellitenbereich kann zu spekulativ werden
  • erfordert disziplinierte Gewichtung

Für wen?

Ambitionierte Anleger, die gerne Schwerpunkte setzen möchten.

  1. Kurzfristige vs. langfristige Eignung

Kurzfristiger Horizont (0–5 Jahre)

  • Höchster Anteil defensiver Bausteine
  • Fokus auf Anleihen und gering volatile Märkte
  • Aktienanteil maximal 20–40 %

Mittelfristiger Horizont (5–10 Jahre)

  • ausgewogene Portfolios mit 40–60 % Aktien
  • sinnvolle Beimischung globaler Aktien

Langfristiger Horizont (10+ Jahre)

  • hohe Aktienquote (60–100 %)
  • Wachstumsfokus (Schwellenländer, Small Caps möglich)
  • starke Zinseszinseffekte
  1. Das ideale Portfolio ist individuell – aber Strategien helfen bei der Orientierung

Beispielportfolios bieten eine wertvolle Orientierung, ersetzen jedoch keine individuelle Planung. Die Wahl der richtigen ETF-Strategie hängt ab von:

  • persönlicher Risikobereitschaft
  • Anlagehorizont
  • Liquiditätsbedarf
  • psychologischem Umgang mit Schwankungen
  • gewünschter Komplexität

Für die meisten Privatanleger sind einfache Weltportfolios mit oder ohne Anleiheanteil bereits optimal. Profiinvestoren können durch Satellitenstrategien, Faktoren oder Multi-Asset-Portfolios mehr Feinschliff integrieren, sollten aber die höheren Anforderungen an Wissen und Disziplin kennen.


Hinweis: Die Beiträge aus der 3MinutenCoach-Reihe „Geld verdienen an der Börse“ dienen lediglich der Information und stellen keine Anlageempfehlung dar.

Autor: Redaktion

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