
ETFs ermöglichen es Privatanlegern, kostengünstig und breit diversifiziert zu investieren. Doch gerade Einsteiger stehen häufig vor der Frage: Wie setzt man aus ETFs überhaupt ein sinnvoll strukturiertes Portfolio zusammen?
Dieser Artikel zeigt exemplarische Portfolio-Modelle für unterschiedliche Erfahrungsstufen – von sehr einfachen, robusten Einsteigerstrategien bis hin zu komplexen, professionellen Portfolios. Dabei geht es nicht um konkrete Fonds, sondern um Grundprinzipien, Bausteine und strategische Gewichtungen.
-
Grundlagen jeder Portfolio-Strategie
Bevor Portfoliobeispiele sinnvoll sind, müssen drei fundamentale Parameter geklärt sein:
1.1 Risikoprofil
- konservativ: Sicherheit steht im Vordergrund, geringe Schwankungen
- ausgewogen: Mischung aus Stabilität und Wachstum
- offensiv: maximale langfristige Rendite, hohe Schwankungsbereitschaft
1.2 Anlagehorizont
- kurzfristig (0–5 Jahre): nur begrenzt Aktien
- mittelfristig (5–10 Jahre): größere Aktienanteile möglich
- langfristig (10+ Jahre): Schwerpunkt auf Wachstumsanlagen
1.3 Diversifikation
- globale Aktien
- Industrieländer & Schwellenländer
- verschiedene Unternehmensgrößen (Large-, Mid-, Small-Caps)
- Anleihen verschiedener Bonitäten
- Immobilienteile (über börsengehandelte Immobilienfonds)
Mit diesen Grundlagen im Blick folgt nun ein abgestufter Überblick über geeignete ETF-Strategien.
-
Einsteigerportfolios – einfach, robust, fehlerarm
Diese Portfolios sind ideal für Anleger mit wenig Zeit, geringem Vorwissen oder dem Wunsch nach maximaler Einfachheit. Sie setzen auf breit gestreute Weltportfolios, die wenig Optimierung erfordern.
2.1 Das Ein-Fonds-Weltportfolio (Super-Simpel-Strategie)
Beschreibung
Ein global diversifizierter Aktien-ETF, der Unternehmen weltweit umfasst, ist für viele Anleger bereits ausreichend. Die gesamte Weltwirtschaft in einem einzigen Fonds – einfacher geht es nicht.
Risikoprofil
- offensiv
- geeignet für 10+ Jahre Anlagehorizont
Vorteile
- maximale Einfachheit
- sehr breite Risikostreuung
- geringe Kosten
- kaum Pflege nötig
Risiken
- 100 % Aktien: kurzfristige Schwankungen möglich
- keine defensive Komponente (keine Anleihen)
Für wen?
Anleger, die langfristig investieren und die Schwankungen aushalten können.
2.2 Einfaches 70/30-Portfolio (Basisstrategie für Einsteiger)
Beschreibung
Kombination aus:
- 70 % globale Aktien
- 30 % Staats- und Unternehmensanleihen aus stabilen Ländern
Risikoprofil
- ausgewogen
- geeignet für 8–15 Jahre Horizonte
Vorteile
- glattere Wertentwicklung als reines Aktienportfolio
- ideal für Anleger mit mittlerer Risikotoleranz
- einfache Umsetzung in 2 ETFs
Risiken
- immer noch deutliche Aktienvolatilität
- Anleihen bieten in Niedrigzinsumgebungen geringere Renditen
Für wen?
Breite Zielgruppe – idealer „Standardansatz“ für viele Privatanleger.
-
Fortgeschrittenen-Portfolios – mehr Feinschliff, mehr Steuerbarkeit
Die nächste Stufe erlaubt feinere Justierungen und eine gezieltere Risikoverteilung. Diese Modelle bestehen meist aus 3–5 Komponenten.
3.1 Weltportfolio mit Schwellenländer-Beimischung
Struktur
- 60–75 % Industrieländer-Aktienindex
- 10–20 % Schwellenländer-Aktienindex
- 10–30 % Anleihenindex
Chancen
- höhere Renditepotenziale durch Wachstumsmärkte
- breitere geografische Diversifikation
Risiken
- Schwellenländer unterliegen stärkeren Schwankungen
- politische Risiken und Währungsrisiken
Für wen?
Anleger, die mit etwas mehr Volatilität leben können und langfristig höhere Renditen anstreben.
3.2 Small-Cap-Ergänzungsportfolio
Struktur
- Breiter Welt-Aktienfonds als Kern (z. B. 70–80 %)
- Ergänzung durch Small-Cap-Indizes (10–20 %)
- 10–20 % Anleihen als Stabilisierung
Chancen
- historisch überdurchschnittliche Renditen kleiner Unternehmen
- zusätzliche Diversifikation
Risiken
- stärkere Kursausschläge
- Small Caps fallen in Krisen oft stärker
Für wen?
Fortgeschrittene Anleger, die den Fokus auf langfristiges Wachstum legen.
3.3 Immobilienbeimischung (börsennotiert)
Struktur
- 60–75 % globale Aktien
- 10–20 % Immobilienaktien / REIT-Indizes
- 10–25 % Anleihen
Chancen
- stabilisierende Wirkung durch Immobiliencharakter
- hohe Ausschüttungsquoten (bei entsprechenden Fondsarten)
Risiken
- zinssensitiv
- Immobiliensektor kann zyklisch schwanken
Für wen?
Anleger, die zusätzliches Ertragspotenzial über Immobilien wollen, ohne selbst Immobilien zu kaufen.
-
Profi-Portfolios – maximale Diversifikation und strategische Steuerung
Profiportfolios sind komplexer, nutzen mehrere Bausteine und erlauben gezielte Faktorinvestments. Sie eignen sich für Anleger, die die Finanzmärkte verstehen und bewusst steuern möchten.
4.1 Globales Multi-Asset-Portfolio
Struktur (exemplarisch)
- 40–60 % globale Aktien
- 20–40 % globale Anleihen
- 5–15 % Immobilienaktien
- 5–10 % Rohstoff- oder Inflationsschutz-Indizes
Chancen
- extrem breite Streuung
- risikoärmer als reine Aktienportfolios
- robust gegen unterschiedliche Wirtschaftslagen
Risiken
- komplex in der Umsetzung
- regelmäßige Rebalancings erforderlich
Für wen?
Erfahrene Anleger, die Stabilität und Breite priorisieren.
4.2 Faktor-Portfolio (Smart Beta)
Faktoren-Beispiele (keine Produkte):
- Value
- Quality
- Momentum
- Low Volatility
- Size (Small Caps)
Struktur-Beispiel
- 40–60 % globale Standardaktien
- 20–40 % Faktor-ETFs
- 10–20 % defensive Anleihen
Chancen
- langfristig höhere Renditen durch Faktorprämien
- Risikodiversifikation jenseits klassischer Länder/Branchen
Risiken
- Faktorzyklen: Phasen von Underperformance können lange dauern
- höhere Komplexität
Für wen?
Investoren mit tiefem Marktverständnis und langer Haltedauer.
4.3 Satelliten-Kern-Portfolio („Core-Satellite“)
Eine häufig genutzte Profi-Strategie.
Struktur
- Core (Kern): 60–80 % breit gestreuter Weltaktienindex
- Satellite (Ergänzungen): 20–40 % gezielte Themen oder Regionen, z. B.:
- Emerging Markets
- Small Caps
- spezielle Branchenindizes
- Rohstoffanteile
- Immobilien
Chancen
- solider Grundstock plus gezielte Renditetreiber
- flexibel an persönliche Interessen anpassbar
Risiken
- Satellitenbereich kann zu spekulativ werden
- erfordert disziplinierte Gewichtung
Für wen?
Ambitionierte Anleger, die gerne Schwerpunkte setzen möchten.
-
Kurzfristige vs. langfristige Eignung
Kurzfristiger Horizont (0–5 Jahre)
- Höchster Anteil defensiver Bausteine
- Fokus auf Anleihen und gering volatile Märkte
- Aktienanteil maximal 20–40 %
Mittelfristiger Horizont (5–10 Jahre)
- ausgewogene Portfolios mit 40–60 % Aktien
- sinnvolle Beimischung globaler Aktien
Langfristiger Horizont (10+ Jahre)
- hohe Aktienquote (60–100 %)
- Wachstumsfokus (Schwellenländer, Small Caps möglich)
- starke Zinseszinseffekte
-
Das ideale Portfolio ist individuell – aber Strategien helfen bei der Orientierung
Beispielportfolios bieten eine wertvolle Orientierung, ersetzen jedoch keine individuelle Planung. Die Wahl der richtigen ETF-Strategie hängt ab von:
- persönlicher Risikobereitschaft
- Anlagehorizont
- Liquiditätsbedarf
- psychologischem Umgang mit Schwankungen
- gewünschter Komplexität
Für die meisten Privatanleger sind einfache Weltportfolios mit oder ohne Anleiheanteil bereits optimal. Profiinvestoren können durch Satellitenstrategien, Faktoren oder Multi-Asset-Portfolios mehr Feinschliff integrieren, sollten aber die höheren Anforderungen an Wissen und Disziplin kennen.
Hinweis: Die Beiträge aus der 3MinutenCoach-Reihe „Geld verdienen an der Börse“ dienen lediglich der Information und stellen keine Anlageempfehlung dar.
Autor: Redaktion



















