
Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist aktuell so stabil wie schon lange nicht mehr. Es sind nicht mehr die hohen Arbeitslosenzahlen, die ein Problem darstellen, sondern vielmehr herrscht ein Fachkräftemangel, der viele Unternehmen jeglicher Größe vor enorme Probleme stellt. Heute muss das Unternehmen sich gut präsentieren, wenn es die gut ausgebildeten, motivierten und engagierten Mitarbeitern locken, aber vor allem auch halten will.
Der Arbeitnehmer hat die Wahl

Tatsächlich ist eingetreten, was lange gewünscht aber kaum vorstellbar war, zumindest aus Arbeitnehmersicht. Wer heutzutage eine gute, fundierte Fachausbildung vorweisen kann, flexibel ist und aktiv ist, der kann sich oft unter vielen Möglichkeiten diejenige aussuchen, die zu ihm und seinem Lebensmodell am besten passt. Für die Unternehmen ist das ebenfalls eine neue Situation, und eine Anpassung des Leistungsangebots ist hier dringend erforderlich, wenn das Niveau des Mitarbeiterstammes gehalten werden soll. Die finanzielle Honorierung eines Jobs steht für viele Arbeitnehmer heute längst nicht mehr im Vordergrund, schon gar nicht bei jungen Nachwuchskräften. Unternehmen punkten mit anderen Werten, oft geht es um Teamplay, um flexible Arbeitszeiten und -orte, um die Möglichkeit, im Ausland aktiv zu werden oder um auf den ersten Blick so banale Dinge wie die Versorgung mit Getränken, Obst oder Abschaltzonen, neudeutsch auch Chill out-Zonen oder ähnliche Benefits.
Soziale Netzwerke verändern das Marktverhalten
Nicht jeder Arbeitgeber kann sich mit diesen neuen Vorstellungen anfreunden, und das ist auch nachvollziehbar. Dennoch stellen sich genau an dieser Stelle die Weichen, denn einen Mitarbeiter zu finden, ist das eine – ihn zu halten, das andere und zudem die oft viel größere Herausforderung. In Zeiten von Social Media tauschen sich nicht nur „Freunde“ aus, sondern über Business-Netzwerke auch Kollegen, Geschäftspartner und Gleichgesinnte einer Branche. Es gibt sogar spezielle Netzwerke und Plattformen, auf denen es um nichts anderes geht als um die Bewertung des Arbeitgebers. Hier wird klar unterteilt in ganz verschiedene Kategorien, und schon kommen spätestens auch die Freigetränke, die Versorgung mit gesunden Snacks, die Möglichkeiten zum Abschalten und die Arbeitsplatzgestaltung zum Tragen. Auch finanzieller Status, Arbeitsklima und ähnliches spielt eine Rolle, steht aber nicht zwingend so sehr im Vordergrund, wie es noch vor einigen Jahren der Fall gewesen wäre. Das Gesamtpaket ist, was zählt, und die persönlichen Aussagen. Vergleichbar mit Bewertungen auf Amazon und Co. oder bei Reiseportalen schaut der potenzielle Arbeitnehmer sich an, was andere über den jeweiligen Arbeitgeber zu sagen haben. Ist der Tenor hier deutlich negativ – ob berechtigt und fair oder nicht sei einmal dahingestellt – wird sich der Kandidat bei diesem Unternehmen möglicherweise erst gar nicht bewerben.
Der Berg muss zum Propheten

Wer als Unternehmen auf bestmögliche Mitarbeiter nicht verzichten will oder kann, muss sich diesem veränderten Marktverhalten anpassen, daran führt kaum ein Weg vorbei. Wenn statt Gehalt und Prämie mindestens ebenso zählt, dass nach Feierabend teambildende Veranstaltungen stattfinden, verschiedene Teesorten zur freien Verfügung bereitstehen oder ein stets gefüllter Obstkorb auf dem Empfangstresen zum gesunden Snacken einlädt, dann sind dies Vorkehrungen, die verhältnismäßig günstig und ohne großen Aufwand umsetzbar sind und den Gewinn eines guten Mitarbeiters durchaus rechtfertigen. Wer diesen Weg so weit nicht gehen will, weil derartige Maßnahmen möglicherweise schlichtweg auch nicht dem Image entsprechen, so sind Alternativen gefragt. So oder so immens wichtig sind Fortbildungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens, egal ob durch interne Workshops oder externe Schulungen und Seminare. Das ist faktisch ein Kostenfaktor, bringt jedoch einen Gewinn für beide Seiten: Der Mitarbeiter fühlt sich gefördert und wertgeschätzt, und der Arbeitgeber profitiert von der fortgeführten Kenntnis, gerade wenn es um Spezialbereiche geht. Klassisch geht es um Softwareschulungen, die nahezu allen Berufssparten erforderlich sind und auch online angeboten werden. Natürlich profitiert der Mitarbeiter davon auch noch dann, wenn er das Unternehmen verlässt und einem anderen Arbeitgeber seine Kenntnisse zur Verfügung stellt. Zuerst wird durch derartige Maßnahmen aber die Mitarbeiterbindung deutlich verstärkt, darum sollten Angebote wie diese auch immer kommuniziert werden – auf allen Kanälen, die einem Arbeitgeber heute zur Verfügung stehen, angefangen bei der Stellenausschreibung in der Tageszeitung über das Social-Media-Profil bis hin zum Schwarzen Brett in der Kantine.
Autor: Redaktion