Die Menschen wenden sich allzu schnell Angstzuständen und anderen psychischen Erkrankungen zu. Ich sage nicht, dass das für manche nicht sehr real ist, aber das eine oder andere wird auch als Ausrede verwendet, anstatt Widerstandsfähigkeit, Entschlossenheit und Mut zu entwickeln. Die traurige Wahrheit ist, dass einige Menschen zu wenig belastbar (geworden) sind. Hinzu kommt die negative Tendenz, anderen die Schuld zu geben. Oder Begründungen dafür zu suchen und zu finden, warum man nicht erfolgreich ist – anstatt (Selbst-)Verantwortung zu übernehmen und zu erkennen, dass ALLE kämpfen müssen. Nur manche sind eben bereit dazu, mehr zu kämpfen als andere. Der eine oder die andere denkt vielleicht, dass SEINE/IHRE Probleme viel schwerwiegender sind als die aller anderen. Weit gefehlt! Tatsächlich muss jeder seine Kämpfe für sich austragen und ringt mit seinen ganz eigenen Problemen, Schwächen und Unvollkommenheiten.
Der Realitätscheck
Nur weil uns manchmal Selbstzweifel quälen, wir schlechten Gewohnheiten nachgehen oder bisher keine perfekte Routine entwickelt haben, macht uns das nicht weniger erfolgreich – es macht uns zu Menschen. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass jeder seine eigenen Herausforderungen hat und der Umgang damit nicht unseren Wert oder Erfolg definiert. Unsere Unvollkommenheiten anzunehmen und uns zu bemühen, uns selbst zu verbessern, macht uns menschlich und einzigartig. Mein Tipp: Lassen Sie sich nicht von Selbstzweifeln zurückhalten! Drängen Sie weiter nach vorne und Sie werden große Dinge erreichen.
Angst vor Unvollkommenheit loslassen
Wir verbringen so viel nutzlose Zeit damit und verschwenden Energie darauf, uns selbst zu bereuen und zu verurteilen. Natürlich sind wir nicht perfekt. Wir sollten und können es auch nicht sein! Wir sind alle anfällig für Probleme und Unsicherheiten. Gerade deswegen sind wir in unserer Unvollkommenheit (genau!) GROSSARTIG! Um trotzdem mental gesund und stark zu sein und zu bleiben, hilft es, neue Routinen aufzubauen, sich immer wieder selbst zu reflektieren. Dann erreichen wir unsere Ziele trotz – oder gerade wegen – unserer Unvollkommenheiten als Menschen.
Gefühle sind normal
Die Art und Weise, wie wir diese Gefühle beschreiben, kann allerdings einen großen Unterschied machen. Anstelle uns als Hochstapler zu fühlen, könnte man Angst oder eine nervöse Emotion, wenn wir etwas Neues beginnen oder uns Veränderungen bevorstehen, als Aufregung bei einer Gelegenheit beschreiben. Wir gehen neue, andere Wege – und darauf freuen wir uns! Wenn wir unsere Selbstgespräche ändern, kann sich wirklich unser Leben ändern. Die Erklärung dafür ist in der Neuroplastizität begründet. Das Prinzip: Lernen ohne Ende. Für die Art und Weise der Veränderungen im Gehirn gilt, je häufiger wir Nervenverbindungen benutzen, desto mehr stärken wir ihre Effektivität. Was also hilft, um mental stärker und gesünder zu werden? Ganz einfach nach dem Guten suchen, es wahrnehmen und sich davon berühren lassen. Das unterstützt nicht nur unser Handeln, sondern auch z.B. unsere Stressbewältigungsstrategien – das Glück wohnt in uns, wir machen uns unabhängiger vom Außen, was unsere eigene Stimmung und unsere Überzeugungen angeht.
Perfektionismus ade
Unsere soziale Konditionierung, universelle Glaubenssysteme, die Wohlstandsverwahrlosung (was für ein Wort!) der Gesellschaft und anderer Menschen um uns herum lassen uns oft an uns selbst (ver-)zweifeln. (Über-)Ehrgeizige Menschen, die mit Angst, Unsicherheiten, schlechten Gewohnheiten, Stress und angespannten Beziehungen zu kämpfen haben, sind eine echte Herausforderung. Dabei steckt hinter jeder scheinbar perfekten Person oft nur ein Durcheinander, das man nicht sehen kann. Perfektion ist nur eine Illusion – es lohnt sich also nicht, ihr hinterherzujagen. Wenn wir in diesem Leben etwas Bedeutendes erreichen wollen, müssen wir diese erzwungenen Grenzen (im Denken) durchbrechen und unser wahres Selbst finden. Nutzen wir also unsere Stärken und nehmen unsere Schwächen an. Jeder von uns wurde einzigartig geboren, wir müssen diese Einzigartigkeit nur annehmen und unseren ganz eigenen Weg finden.
Mehr Selbstwert und Selbstvertrauen – bitte!
Wirkliche Veränderung, oder sollte ich sagen, echtes Wachstum kommt aus einer tiefen Ebene des Selbstwerts und Selbstvertrauens, die in jedem von uns verwurzelt ist. Oder wie Deepti Pathak sagt: „Wenn du dich selbst kennst, bist du ermächtigt. Wenn du dich selbst akzeptierst, wirst du unbesiegbar. Ohne Selbstbeherrschung sind wir Sklaven von Angst, Zaudern, Unsicherheiten und Hemmungen.“ Wir sind alle Menschen und werden Höhen und Tiefen haben. Warum sich also nicht darauf konzentrieren, welchen Wert wir bereits geliefert und welchen Nutzen wir gestiftet haben und was wir in Zukunft dafür noch tun können? Ja, wir sollten uns weiter verbessern und feiern, was gut in unserem Leben ist. Nicht einfach, aber notwendig für Erfolg, Glück und vor allem unsere mentale Gesundheit.
Tipps für Mentale Gesundheit
Im Folgenden einige nützliche Anregungen, die dabei helfen das Gleichgewicht wiederherzustellen und die mentale Widerstandsfähigkeit zu stärken:
- bewusstes Digital Detox
- Zeit für sich nehmen (Me-Time), Hobbies nachgehen
- bewusst Grenzen setzen, „zugeben“ bzw. thematisieren, dass man nicht alles als One-Woman/Man-Show schafft
- statt alles gleichzeitig lösen zu wollen, priorisieren und hinnehmen, dass einige Dinge später erledigt werden dürfen
- mehrmals ganz tief durchatmen oder (wenn genug Zeit ist) meditieren
- an der frischen Luft spazieren gehen, um einen klaren Kopf zu bekommen
- sich auf das fokussieren, was man selbst kontrollieren kann (das Gefühl, die Kontrolle im Leben zu haben, befreit ungemein)
- vor schwierigen Gesprächen innehalten, nachdenken
- gelebte Selbstfürsorge, nicht nur funktionieren
- eine gesunde Pausenkultur, um die Energie aufrechtzuerhalten
- Urlaub machen – ohne Erreichbarkeit, schlechtes Gewissen und FOMO (Fear of Missing Out), also die Angst etwas zu verpassen
- private Termine zuverlässig einplanen und wahrnehmen
- Verantwortung für unsere verschiedenen Rollen übernehmen
- ein Wechselspiel aus Anspannung und Entspannung leben
- den Vorrat an neuen Lösungen und kreativen Ideen regelmäßig auffüllen
- den eigenen Ist- und Soll-Zustand regelmäßig reflektieren und erforderliche Anpassungen vornehmen
- das Leben genießen, sich auch an Kleinigkeiten erfreuen
- ausreichend Muße, um zu regenerieren
Antje Heimsoeth: Mentale Gesundheit: Wie wir entspannt unsere Leistungsfähigkeit erhalten, 144 Seiten, 11,50 Euro
Über die Autorin:
Antje Heimsoeth ist eine der bekanntesten Business- und Mental-Coaches im deutschsprachigen Raum. Sie ist „Deutschlands renommierteste Motivations-trainerin“ (FOCUS), „Vortragsrednerin des Jahres 2014“ und 2021 und Expertin für die Themen mentale und emotionale Stärke, Mentale Gesundheit, Stressmanagement & Resilienz, Positive Leadership und Selbstführung. Ihr Know-how beruht auf Praxiserfahrungen, die durch wissenschaftliche Impulse stets untermauert werden. Mit ihren Büchern und Vorträgen hat Sie über 850.000 Menschen erreicht. 2019 wurde sie zum Senat der Wirtschaft berufen.